Was ist COBOL?
COBOL steht für Common Business Oriented Language und ist als Akronym die Bezeichnung für eine kommerziell orientierte Programmiersprache. Obwohl sie aus der Frühzeit des Computerzeitalters stammt, wird die Sprache immer noch verwendet und bietet darum auch für interessierte Programmierer professionelles Potential.
Warum wird COBOL noch verwendet?
Im Prinzip können Sie ein für einen Computer lösbares Problem in jeder turing-vollständigen Sprache programmieren. Verschiedene Sprachen dienen der Anpassung an bestimmte Anwendungen und ermöglichen dafür kürzere Programme und eine schnellere Ausführung.
Im Fall von COBOL kommen auch noch Vorteile in der Verwendung dazu, weil die verwendeten Ausdrücke der englischen Sprache entlehnt sind und ein Programmtext deshalb auch ohne detaillierte Kenntnisse der Programmiersprache zumindest zum Teil verständlich ist.
Anforderungen an COBOL
Obwohl die Sprache vom US-Verteidigungsministerium entwickelt wurde, standen von Anfang an betriebswirtschaftliche Anwendungen im Fokus. Mit Fortran gab es schon in den fünfziger Jahren eine Programmiersprache für technisch-wissenschaftliche Anwendungen. Für diese steht die Verarbeitung von Daten mittels aufwendiger Rechnungen im Vordergrund. Im kommerziellen Bereich geht es hingegen weniger um lange Berechnungen, sondern um die Handhabung von großen Datenmengen.
Eigenschaften
Die Syntax ist so gehalten, dass die Programmtexte auch für technisch weniger Versierte zumindest zum Teil selbsterklärend sind. Es wurde dabei in Kauf genommen, dass die Programmtexte länger werden als in anderen Programmiersprachen. Beispiele für Ausdrücke im Programmtext sind evaluate, display, value 1 thru 10, perform, add 1 to. Als Programmierer in COBOL müssen Sie auch Regeln für die Formatierung einhalten, die den Code zu einem Teil selbstdokumentierend machen sollen.
Die Eigenschaften einer Programmiersprache werden oft mit einem Programm illustriert, das nur die Worte „Hello, world“ auf einem Bildschirm ausgibt. In COBOL ist dieses Programm und seine Funktion ohne Programmierkenntnisse und mit nur beschiedenen Englischkenntnissen unmittelbar verständlich.
Manche Eigenschaften von COBOL gehen auf ihre Entstehungszeit in den fünfziger Jahren zurück. Damals wurden Daten noch mit Lochkarten eingegeben und das ist der Grund, warum COBOL bis heute case insensitive ist, also Groß- und Kleinbuchstaben nicht unterscheidet.
Aufbau
Jedes Programm in dieser Sprache besteht aus vier Divisions, die wiederum in Sections und Paragraphs unterteilt werden können.
Identification. In der ersten Division werden Angaben zum Programm und seinen Autoren gemacht.
Environment. Diese Section enthält Daten über die Laufzeitumgebung.
Data. Hier werden die verwendeten Dateien und Variablen definiert. Im Programmtext können nur definierte Variablen verwendet werden.
Procedure. In dieser Section befinden sich die eigentlichen Anweisungen an den Computer zur Datenverarbeitung.
Phasen der Entwicklung und Verwendung bis heute
Der erste Standard in COBOL wurde 1960 veröffentlicht und eingeführt. Im Jahr 1974 wurden Möglichkeiten zur strukturierten Programmierung hinzugenommen. Der Go To-Befehl ist zwar immer noch Teil von COBOL, seine Verwendung wird aber höchstens in sparsamem Ausmaß empfohlen. Häufige Verwendung dieses Befehls erzeugt in jeder Programmiersprache den sogenannten Spaghetti-Code, der unübersichtlich und dementsprechend schwierig zu warten und anzupassen ist.
Als weiterer Schritt in die Richtung von umfangreicherer Strukturierung wurde 1985 die Möglichkeit eingeführt, mit lokalen Variablen Unterprogramme zu schreiben. Eine Verbindung zu objektorientierten Sprachen steht seit 2002 zur Verfügung. Seit 2014 ist der aktuelle Standard von COBOL gültig.
Dieser Ablauf legt nahe, dass COBOL in seiner langen Geschichte jeweils auf neue Programmierparadigmen angepasst wurde.
Am Schwerpunkt der Verwendung von COBOL im kommerziellen Bereich hat sich seit der Einführung der Sprache nichts geändert. In diesem Bereich ist COBOL am stärkten im Bereich der tatsächlichen Datenverarbeitung vertreten. Für die Bereitstellung der Daten sind Anbindungen an Datenbanken verfügbar.
Welche Laufbahnmöglichkeiten ergeben sich heute für COBOL-kundige Programmierer?
Ein Grund für die immer noch weit verbreitete Verwendung dieser Programmiersprache ist die Existenz von bereits verfügbaren Programmen, die ein Problem befriedigend lösen. Es wäre sehr teuer, diese Programme neu in einer anderen Sprache schreiben zu lassen.
Das ändert aber nichts daran, dass auch an sich verlässliche und korrekt funktionierende Programme von Zeit zu Zeit angepasst werden müssen und sei es auch nur auf andere Peripheriegeräte und Softwareumgebungen. Es gibt immer weniger Programmierer, die solche Arbeiten durchführen können. Es wurden schon COBOL-Programmierer aus dem Ruhestand reaktiviert, um den Einsatz dieser Programmiersprache weiter zu ermöglichen. Obwohl COBOL-Programmtexte zum Teil selbsterklärend sind, ist oft die fehlende Dokumentation für größere COBOL-Programme ein Problem, mit dem Sie zurechtkommen müssen.
Neben der Anpassung alter Programme müssen laufende Softwarepakete aber auch auf neuen Umgebungen lauffähig sein. Heute betrifft das oft eine Migration in die Cloud. Auch dafür werden Fachleute für COBOL gebraucht. Beachten Sie, dass für einen entsprechenden Einsatz auch ein Verständnis von Mainframe-Umgebungen notwendig ist.
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Daniel Faust ist Redakteur im Content-Team der Biteno und betreut den Blog der Biteno GmbH.