Open Banking – so gelingt die Transformation

Open Banking – Tor zur Zukunft im Finanzgewerbe

Open Banking – Tor zur Zukunft im Finanzgewerbe


Open Banking ist im Zuge der digitalen Revolution die nächste Entwicklungsstufe im Finanzgewerbe. Das Konzept sieht die Öffnung von Banken für Drittanbieter vor, die Kunden externe Dienstleistungen anbieten. Diese erhalten Zugriff auf die Kundendaten von Banken, um Kunden maßgeschneiderte Angebote zu präsentieren. Die Kommunikation verläuft über Anwendungsschnittstellen (APIs), die für die Verbindung zwischen Finanzdienstleistungen und Technologie sorgen.

Deutschland ist trotz ausgeprägter Bedenken seiner Bevölkerung in puncto Datenschutz weitaus besser auf Open Banking vorbereitet, als es sein schlechter Ruf bei der Durchsetzung digitaler Prozesse vermuten lässt. Die Nutzung digitaler Medien und die Verwendung von Apps aller Art sind stark ausgeprägt.

Im Digital Intelligence Index (DII) belegt Deutschland unter 34 einbezogenen europäischen Ländern in der Disziplin „digitale Entwicklung“ den neunten Platz, sowie in der Disziplin „Dynamik der digitalen Entwicklung“ den zwölften Platz (1). Kein Wunder, denn Europa ist der Kontinent, in dem das Konzept seinen Ursprung hat.

FinTechs – was tun?


FinTechs sind als Drittanbieter eng in das Konzept eingebunden, denn sie sind es, für die die Schnittstellen der Banken hauptsächlich gedacht sind. Die Implementierung von Open Banking ist daher ein wichtiger Schritt für Banken und Finanzinstitute, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Grundsätzlich fördern offene Kommunikationskanäle Innovationen. Der ermöglichte Austausch durch die Implementierung von APIs leistet dazu einen wichtigen Beitrag, auch wenn der Weg von einzelnen Schnittstellen zu einem komplexen Ökosystem weit ist.

Eine professionelle FinTech-Beratung bei Spezialisten hilft weiter, Anwendungsfälle für die Partnerschaft zu identifizieren, bei kritischen Geschäftsentscheidungen zu unterstützen und die Einhaltung aller relevanten regulatorischen Standards zu gewährleisten, um technische und regulatorische Voraussetzungen für bessere Angebote und Services zu schaffen


Open Banking – Unternehmen sind gefordert


Die Zeichen stehen auf Open Banking. Das bekräftigt die EU, die mit ihrer Payment Services Directive 2 (PSD2) die Finanzinstitute seit 2018 dazu verpflichtet, Anwendungsschnittstellen für Finanzdienstleistungen anzubieten (2). Weitere Vorschriften sehen die Einrichtung neuer Zahlungsdienstleistungen wie einen Zahlungsauslösedienst und einen Kontoinformationsdienst vor.

Darüber hinaus müssen Banken das Sicherheitsniveau im Kundenverkehr stärken, indem sie die Kriterien der Strong Customer Authentication (SCA) erfüllen. Wirtschaftsnationen wie Japan, Australien und die USA haben ähnliche Direktiven zur Förderung von Open Banking in die Wege geleitet.

Wichtig zur Begleitung dieses gesellschaftlichen Transformationsprozesses ist eine Einstellungsveränderung traditioneller Banken und ein Eingehen auf die geänderte Erwartungshaltung von Kunden, die fortschrittliche Finanzdienstleistungen und -produkte ihrer Finanzinstitute im Rahmen von Online-Banking und Mobile Banking zunehmend erwarten. Sie möchten Finanzdienstleistungen von Drittanbietern nutzen, selbst wenn diese keine Lizenz aufweisen.

Andere Beispiele für den Mehrwert von Open Banking sind vereinfachte Bonitätsprüfungen beim Antrag auf einen Kredit oder eine Versicherung, zumal eine fortschrittliche Datenanalyse Banken und Drittanbietern die Möglichkeit zu passgenauen Vorschlägen verschafft, bei denen auf die Präferenzen und Möglichkeiten der Kunden eingegangen werden kann.

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Banken und Drittanbieter – Abbau von Reibungspunkten


Die Notwendigkeit für traditionelle Geldhäuser, einen nachhaltigen Struktur- und Mentalitätswandel herbeizuführen, ergibt sich aus den bisherigen Erfahrungswerten. Diese zeigen vor allem, dass die Kommunikation zwischen konventionellen Finanzinstituten und innovativen FinTechs sowie anderen Drittanbietern noch in vielerlei Hinsicht unzureichend ist. Die Drittanbieter sind fast ausschließlich Kinder des Digitalzeitalters, also sogenannte Digital Natives, die überwiegend revolutionär und innovativ denken.

Demgegenüber stehen Banken für einen klassischen Ansatz mit einer Denkweise aus vorangegangenen Epochen und einem starken Beharren auf alten Werten. So ist es nicht verwunderlich, dass Banken und FinTechs immer noch oft aneinander vorbeireden. Dabei bringen Banken im Hinblick auf ihren reichen Erfahrungsschatz sowie ihrer Kultur von Kundenbeziehungen viele Vorteile in der Finanzbranche für den Transformationsprozess mit – eine ideale Basis, um den notwendigen Umbruch und Paradigmenwechsel mit einem stärkeren Selbstvertrauen einzuleiten.

Zugleich sollten sich Banken der Tatsache bewusst werden, dass nicht nur FinTechs Druck auf konventionelle Geschäftsmodelle ausüben. Auch die Erwartungshaltung der Kunden an einfache, individuelle, schnelle und innovative Angebote – im Idealfall als One-Stop-Shop-Lösungen – sind deutlich gestiegen.

Kunden haben in der heutigen Zeit ein großes Interesse daran, Produkte und Angebote zu vergleichen. Im Gegensatz zu früheren Generationen, die ihrer Bank ein Leben lang die Treue geschworen haben, haben sie keinerlei Bedenken, ihren Finanzdienstleister zugunsten besserer Anbieter zu wechseln.

Auch ist die IT-Infrastruktur kritisch auf den Prüfstand zu stellen und gegebenenfalls zu modernisieren. Mögliche Fragen im Rahmen eines solchen Qualitätstests sind beispielsweise, ob die eigenen Technologien die geforderten Anwendungsschnittstellen implementieren können, ob die technischen Spezifikationen für die Schnittstellen gegeben sind und ob Patches, Updates und Upgrades automatisiert umgesetzt werden können. Ist die verfügbare IT-Infrastruktur nicht auf den Wandel zum Open Banking ausgerichtet, scheitern auch die besten Absichten zur Durchführung dieses Prozesses.

Best Practices für alle Beteiligten


Mit den vorgestellten Methoden sind die für die Umstellung erforderlichen Maßnahmen noch lange nicht ausgeschöpft. Sowohl Banken und Finanzdienstleister als auch Drittanbieter müssen sich mit typischen praktischen Herausforderungen auseinandersetzen, um den Transformationsprozess zu bewältigen.

Infografik_Anwendungen_Open Banking


Banken und Finanzdienstleister


Ein gewisses Maß an Druck kann in manchen Fällen einen unterstützenden Effekt haben. Die erforderliche Öffnung im Denken und Handeln kann mit Leben gefüllt werden und benötigt eine Struktur, um die neu entfesselten Energien zu kanalisieren. Bei der Kooperation mit Drittanbietern ist zunächst die Frage entscheidend, welche Kundensegmente die Bank ansprechen und für sich gewinnen möchte.

Welche neuartigen Angebote generieren einen Mehrwert für Bankkunden, welche sorgen für ein Alleinstellungsmerkmal und welche wichtigen Angebote fehlen im eigenen Portfolio? All diese neuen Services lassen sich über eine Sammelplattform oder über eine integrierte Anwendungsliste in das Kundenportal integrieren.

Da die Kooperation mit Drittanbietern Banken neue Kundendaten zur Verfügung stellt, können diese im Rahmen von Big Data, Künstlicher Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML) dazu genutzt werden, Kunden proaktiv individuelle Angebote zu präsentieren oder bei der Finanzberatung besser auf ihre persönlichen Bedürfnisse einzugehen. Investitionen in den Datenschutz tragen dazu bei, die gesetzlichen Vorgaben in der EU einzuhalten und gleichzeitig datenschutzrechtlichen Bedenken Rechnung zu tragen.

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Einzuhaltende Standards betreffen PSD2, das Gesetz über die Beaufsichtigung von Zahlungsdiensten, die DSGVO sowie die Berlin Group Standards. Bewährte Methoden für die Datensicherheit sind die Datenverschlüsselung, die Cybersecurity und die Zwei-Faktor-Authentifizierung. Letztere ist heute allerdings nicht mehr ausreichend und muss durch SCA ergänzt werden.

Während die Schnittstellen zeitgemäßen technischen Standards genügen, sollten Banken und andere Finanzdienstleister darauf achten, dass die IT-Infrastruktur stabil und jederzeit skalierbar ist, um sich die nötige Flexibilität für die zukünftige Entwicklung zu bewahren.

Drittanbieter wie FinTechs


Für Drittanbieter ist es unabdingbar, sich zunächst mit den gesetzlichen Herausforderungen auseinandersetzen, denen sie ggf. gegenüberstehen. So ist für das Angebot von Finanzdienstleistungen Dritter in Deutschland eine Zulassung durch die Regulierungsbehörde BaFin gesetzlich vorgeschrieben.

Für die Verbindung mit Kundenkonten müssen Drittanbieter eine Erlaubnis von der BaFin erhalten, für die Einsicht in Kundenkonten ist eine Registrierung Pflicht. Darüber hinaus sind die Drittanbieter zum regelmäßigen Reporting verpflichtet, um der Behörde die Sicherheit darüber zu geben, dass die Geschäftspraktiken integren Zwecken dienen und kein Datenmissbrauch stattfindet.

Wichtig ist hierbei, dass die Verbindung über standardisierte Schnittstellen funktioniert, um weitere Anreize für eine Zusammenarbeit zu schaffen und Insellösungen zu vermeiden, von denen kooperierende Banken sich in eine Abhängigkeit gedrängt sehen könnten. Darüber hinaus erhöhen Drittanbieter durch die Herstellung sicherer Anwendungsschnittstellen die Bereitschaft der Banken zu einer Zusammenarbeit. Denn unsichere Systeme beschwören die Gefahr eines rufschädigenden Datenlecks herauf, das wiederum auf die Bank zurückfällt, weil diese die Systeme in ihre IT-Infrastruktur integriert hat.

Open Banking – Es geht voran


Die Corona-Pandemie hat der Entwicklung von Online-Abläufen einen neuen Schub verliehen. Der Open-Banking-Bereich verzeichnete von 2021 bis 2022 allein in England einen Anstieg von vier auf Millionen Kunden (3). In Deutschland sehen Experten ebenfalls Anzeichen für einen langanhaltenden Trend in diese Richtung.

Die Voraussetzungen sind günstig, denn die digitale Akzeptanz und die entsprechende Erwartungshaltung der Bevölkerung für individualisierte und innovative Finanzdienstleistungen sind hoch. Banken, die sich nicht auf diese Entwicklung einstellen, geraten ins Hintertreffen, während zukunftsorientierte, innovationsstarke Finanzinstitute an Schubkraft gewinnen.

Quellen:
1: https://www.mastercard.com/news/europe/de-ch/newsroom/pressemitteilungen/de-ch/2020/dezember/lander-mit-entwickelten-und-dynamischen-digitalwirtschaften-zeigen-sich-in-der-krise-am-widerstandsfahigsten/
2: https://www.bundesbank.de/de/aufgaben/unbarer-zahlungsverkehr/psd2/psd2-775434
3: https://bankinghub.de/innovation-digital/open-banking-trends