Was sind ICANN und IANA?
Das Internet funktioniert durch ICANN und IANA
ICANN und IANA legen die Namen und Nummern fest, die den Datenreisenden ans Ziel bringen. Gibt es zwei Organisationen? Nein, die IANA ist eine Funktion, die ICANN eine gemeinnützige Organisation, die seit 1999 diese Funktion erfüllt. Bis 2016 im Auftrag und unter Aufsicht der US-Regierung. Lesen Sie hier, was genau sich hinter den Begriffen ICANN und IANA verbirgt.
Wer und was ist die IANA?
Die IANA ist für die Zuordnung grundlegend wichtiger Bezeichner im Internet verantwortlich, aber keine Organisation. Den Grund dafür finden Sie tief in der Internethistorie. Die Geschichte der IANA beginnt mit Jon Postel, einem der bedeutendsten Internetpioniere. Am Informatikinstitut der University of South California in Los Angeles (USC-ISI), mit Internetforschung beschäftigt, stellt Postel 1972 eine Liste der Portnummern zusammen. Durch die Pflege dieser und ähnlicher Datenbanken wird Postel zur Internet Assigned Numbers Authority und auch als solche im Netz bekannt. Die zunehmende Bedeutung des Internets führt 1988 zur Formalisierung der IANA-Funktion. Das geschieht in Form eines Staatsvertrags zwischen der DARPA, der Forschungs- und Entwicklungseinrichtung des amerikanischen Verteidigungsministeriums, und dem USC-ISI. Gut zehn Jahre später, zum Jahresbeginn 1999 wird die ICANN als gemeinnützige Gesellschaft mit der IANA-Funktion betraut, bis 2016 noch unter der Kontrolle der US-Regierung.
Wer und was ist die ICANN?
Seit dem 1. Oktober 2016 ist die ICANN eine internationale gemeinnützige Gesellschaft aus mehreren Interessengruppen. Die Entscheidungsfindung erfolgt von unten nach oben, auf Konsensbasis. Das entspricht der üblichen Vorgehensweise im Internet, vor allem bei der technischen Entwicklung. Die Gründung der ICANN geht auf einen Vorstoß der US-Regierung zurück. Diese gab Anfang 1998 ihre Absicht bekannt, die IANA-Funktion zu privatisieren. Inkorporiert ist die ICANN seit dem 30. September 1998, mit Jon Postel als erstem CTO, der aber bereits im darauffolgenden Oktober verstarb.
Ist die ICANN/IANA für den Internetnutzer wichtig?
Die Bedeutung der IANA, respektive ICANN zeigt sich gerade darin, dass Sie als einfacher Internetnutzer kaum mit dem in Berührung kommen, was sie verwaltet. Ein Beispiel. Wenn Sie eine Webseite aufrufen ist es technisch notwendig, die IP-Adresse und die Portnummer desjenigen Webservers zu kennen, der diese Seite vorhält. Dabei identifiziert die IP-Adresse einen einzelnen Netzwerkknoten im Internet. Im Beispiel kann das eine Netzwerkschnittstelle in einem Server des betreffenden Webhosters sein. Die Portnummer benennt nun einen spezifischen Dienst auf diesem Computersystem, hier den Webserver-Prozess.
Wie hilft die ICANN/IANA beim Surfen im Internet?
Weil das Hypertext Transport Protokoll HTTP bei der IANA mit der Standardportnummer 80 registriert ist, brauchen Sie diese in der URL normalerweise nicht angeben. Sie können es aber, indem Sie einen Doppelpunkt, gefolgt von der Portnummer, hinter dem FQDN (Fully Qualified Domain Name) beziehungsweise der IP-Adresse in der URL notieren, zum Beispiel http://www.biteno.de:80/. Auch die IP-Adresse brauchen Sie dank IANA/ICANN nicht zu kennen. Sie liefert der DNS Server, der für die Domain zuständig ist. Diese Information ermitteln Sie über eine rekursive Suche, die am rechten Ende des FQDN beginnt, der Top-Level Domain. Ein DNS Server der Rootzone liefert beispielsweise die DNS Server des DENIC als zuständig für die Domain „de. Wie das RIPE NCC für die IP-Adresse ist das DENIC in Deutschland dafür verantwortlich, der Sie jede hier registrierte Domain über einen DNS Server mit einer IP-Adresse verknüpfen können.
Wofür sind IANA und ICANN im Einzelnen verantwortlich?
Die IANA koordiniert zunächst die Verwendung dreier Einheiten, die für das Funktionieren des Internets elementar wichtig sind: die IP-Adresse, die Domain und das Protokoll, gegebenenfalls mit der zugehörigen Portnummer. Seit 2011 pflegt sie auch die globale Zeitzonen-Tabelle. Bei der IP-Adresse beschränkt sich die IANA vornehmlich auf die Festlegung der Adressbereiche und der Zwecke, für die sie verwendet werden. Die weitere Verwaltung delegiert sie im Wesentlichen an Regionale Internet Registrare (RiR) wie das RIPE NCC. Im Bereich des DNS beschränkt sich die Zuständigkeit der IANA auf die Daten der Root-Zone. Für die entsprechenden DNS Server ist seit 1998 die ICANN zuständig, nachdem die Kontrolle seit 1993 beim InterNIC und dem Privatunternehmn Network Solutions lag. Da die ICANN seit 1999 die IANA-Funktion ausübt, sind die Aufgaben der IANA ebenfalls ihre eigenen.
Eine Domain registrieren
Als normaler Internetnutzer brauchen Sie keinen direkten Kontakt, außer wenn Sie sich über das Programm ICANN-at-Large an dieser Internet-Verwaltung beteiligen wollen. Die IP-Adresse, die Sie für Ihren Internetzugang benötigen, teilt Ihnen Ihr Provider zu. Auch den DNS Server, der die Daten Ihrer Domain vorhält, verwaltet nicht die ICANN sondern Ihr Webhoster. Die delegiert weitgehend die Verantwortung, beispielsweise an das RIPE NCC oder an nationale Institutionen, die für die DNS Server der jeweiligen länderspezifischen Top-Level Domain (ccTLD) zuständig sind. Auch die IP-Adressblöcke, die Provider oder größere Firmen in Deutschland eigenverantwortlich nutzen, teilt das RIPE NCC zu. Weitere Informationen zum RIPE NCC finden Sie in einem eigenständigen Artikel.
Kritik – was ist dran?
Ein gängiger Kritikpunkt an IANA und ICANN ist seit 2016 ausgeräumt, die Abhängigkeit von der amerikanischen Regierung. Sie war aber auch für die IANA ein Streitobjekt und eine Ursache der DNS Wars in den 1990er Jahren. Das Domain Name System ist eine globale, verteilte Datenbank, das über die DNS Server vor allem die Zuordnung einer Domain zu einer IP-Adresse ermöglicht. Auch der ebenfalls kritisierte Vorstoß der IANA zur Einführung neuer Top-Level Domain (TLD) Einträge diente dazu, die Kontrolle über die zentralen DNS Server auf eine breitere Basis zu stellen.
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Daniel Faust ist Redakteur im Content-Team der Biteno und betreut den Blog der Biteno GmbH.